Der Trost der Dinge: „Ein kleines Licht für dunkle Stunden“ (Coppenrath)
In den ersten Monaten nach seinem Tod habe ich viel geschenkt bekommen. Das Schönste war die Liebe von meinen Freund*innen, die meine Trauer ertragen und mich durch die schwerste Zeit geschleppt haben. Wenn alle wissen, dass es keinen Trost gibt, weil der Geliebte gestorben ist, womit trösten sie einen dann? Einfach da sein, klar – dass das das Wichtigste ist, habe ich schon oft geschrieben. Manchmal bekam ich aber auch Dinge, die mir weiterhalfen. Kleinigkeiten, die ein bisschen Leichtigkeit in die Schwere brachten. Und damit meine ich nicht die berühmte „Ablenkung“ – in der allerschlimmsten Trauer funktioniert das eher selten. Ich konnte kaum eine Serie ansehen, nur wenig Musik hören, mich auf nichts konzentrieren – mein Kopf war schon viel zu voll, jeder weitere Reiz war nur eine Qual. Den Ratschlag einer Bekannten, mich doch mal mit Popcorn ins Kino zu setzen und eine Comicverfilmung anzusehen, musste ich deshalb leider auch ablehnen – für sie ein Affront, den sie mir nie verziehen hat. Da habe ich zum ersten Mal richtig verstanden, wie weh Ratschläge tun können – wenn das Gegenüber kein bisschen versucht, sich in die eigene Lage zu versetzen, sondern nur von sich selbst auf andere schließt.
Was geholfen hat, war der Eintopf, den mir eine Freundin vorbeibrachte, weil sie Sorge hatte, dass ich nichts esse. Und die riesige Packung Nüsse, die mir Kraft geben sollte. Eine andere gab mir eine kleine Münze mit einem Engel drauf und den Worten „Du bist nicht allein“. Hätte ich früher vielleicht kitschig gefunden, trug ich damals monatelang immer mit mir herum. Wenn die Welt um einen herum zu versinken droht, hält man sich gern an etwas fest – und das muss nichts Großes sein, es muss nur von Herzen kommen. Glücksbringer eben. Bei mir kamen sie in Form von kleinen Füchsen und Eichhörnchen, Steinen und Sternen, und jeden einzelnen habe ich aufgehoben und freue mich noch heute darüber. Auch das Büchlein „Ein kleines Licht für dunkle Stunden“, das mir seine beste Freundin, die jetzt auch meine Freundin ist, geschenkt hat, gucke ich immer noch gern an – es bietet einem so unaufdringlich viele wahre Worte über Trauer an. Es geht gar nicht darum, dass einem alle richtig vorkommen, sondern vor allem um die Geste der Schenkenden: Hier, ich spüre Deinen Schmerz, vielleicht hilft Dir das ein bisschen? Und wenn nicht jetzt sofort, dann stell es erst mal ins Regal und schau später noch mal rein. Jetzt gerade fiel mein Blick auf diese Zeilen:
„Leuchtende Tage – nicht weinen, dass sie vorüber,
sondern lächeln, dass sie gewesen.“ (Rabindranath Tagore)
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